Artist Talk – Interview mit Dennis Lyxzen
Sie waren im Oktober gemeinsam auf Tour - Laura Carbone und die schwedische Band INVSN. Laura, die elf Deutschlandtermine von INVSN supportete, sprach exklusiv für uns mit Sänger Dennis Lyxzen unter anderem über Tour- und Heimkomm-Routinen, #metoo und Social Media habits. Enjoy!
Dennis: Wir waren recht viel unterwegs dieses Jahr, zwar nicht so viel, wie ich es mir gewünscht hätte, beklagen kann ich mich aber nicht. Ich toure seit Ewigkeiten und habe gemerkt, dass Routinen für mich extrem wichtig sind. Ich muss die gleichen Dinge tun, wenn ich zu Hause ankomme, dann ist es sehr einfach, wieder „anzukommen“. Meistens brauche ich ein bis zwei Tage, bevor ich wieder im „home-life“ angekommen bin. Nach einer Woche jedoch, will ich direkt wieder auf Tour.
Laura: Also gibt es ein bestimmtes „Nach Hause komm“-Ritual? Bereitest Du schon vor der Tour Deinen Kühlschrank aufs Heimkehren vor, oder legst Du schon vorher frische Bettwäsche auf?
Dennis: Ein leerer Kühlschrank ist tatsächlich das Allerschlimmste. Ich putze meine Wohnung immer, bevor ich gehe, so dass es sich direkt gut anfühlt, zu Hause zu sein. Aber ja, ein leerer Kühlschrank ist der absolute Alptraum.
Laura: Welche Platte hast Du Dir nach dem Heimkommen direkt angemacht?
Dennis: Als ich von unserer Tour nach Hause kam, hab' ich direkt die aktuelle Platte der Hardcoreband „Burn“ aufgelegt.
Laura: Ich weiß, dass Du Dich sehr um Deinen Körper und Deinen Geist kümmerst und Dich vorbildlich ernährst. Aber wie schaffst Du das auf Tour? Als Allergikerin hab' ich mich so schlecht vorbereitet und keine „Emergency Snacks“ bei mir gehabt, wodurch ich teilweise vergessen habe zu essen - was total dumm ist. Wie machst Du das? Was kannst Du empfehlen?
Dennis: Nein, ich hab' keine Toursnacks! Ich versuche mindestens zwei gute Mahlzeiten pro Tag zu mir zu nehmen und ich MUSS unbedingt mindestens zwei Stunden vor der Show essen.
Laura: Bei manchen Touren ist dies ziemlich schwer umzusetzen - zum einen durch das viele Reisen, aber manchmal sind auch die Promoter leider nicht so zuvorkommend wie man sich das wünschen würde.
Dennis: Etwas, das auf jeden Fall hilft gesund zu bleiben, ist, wenig Alkohol zu trinken und zu versuchen, erholsam zu schlafen - sofern das möglich ist. Ebenso dehne ich mich und mache Yoga, aber für ein wirkliches Workout fehlt mir die Energie. Meine Performance ist das wahre Workout! (lacht).
Laura: Nimmst du etwas Besonderes mit auf Tour, dass dich an zu Hause erinnert?
Dennis: Nicht wirklich. Manchmal, wenn ich Heimweh bekomme, höre ich mir Musik von zu Hause an, besonders, wenn diese auf Schwedisch ist. Diese gewisse Melancholie, die die schwedische Musik oftmals mit sich bringt, passt perfekt zur Sehnsucht nach dem eigenen Bett und etwas Privatsphäre.
Laura: Ich war so beeindruckt von der Art, wie ihr als Band über ernsthafte und politische Themen auf der Bühne gesprochen habt. Die letzten Wochen ging der Hashtag #metoo um die Welt und natürlich hast Du das auch auf der Bühne angesprochen. Inspiriert davon habe ich angefangen, Nachrichten, die ich als Künstlerin über Social Media erhalte, meiner Band vorzulesen. Die positiven, aber auch die negativen, die in die #metoo Bewegung passen. Ich bin mir sehr sicher, dass auch Du als Mann solche Nachrichten erhältst. Wie reagierst Du darauf? Reagierst Du überhaupt?
Dennis: Dankeschön. Ich fand es schon immer unheimlich wichtig, über Dinge zu sprechen, die relevant und präsent sind. Musik kann zwar auch nur Entertainment sein, aber für mich war sie schon immer viel mehr - ein Weg um sich mit der Welt, aber auch unseren eigenen Problemen auseinanderzusetzen. Und wenn dies die Menschen zum Nachdenken oder Reagieren anregt, ist das fantastisch.
Und als privilegierter weißer Mann muss ich sagen, dass ich mit solchen von Dir angesprochenen Nachrichten weniger betroffen bin. Aber klar, oft sind die Menschen, die kein Blatt vor den Mund nehmen, nicht wirklich beliebt - mich erreichen dann eher Morddrohungen oder andere Dinge in diese Richtung. Ich widme dem jedoch nicht wirklich viel Aufmerksamkeit… Mit dem ganzen Scheiß, den ich so auf der Bühne, in Lyrics oder Interviews sage, würde es mich eher wundern, wenn die Leute nicht reagieren würden.
Laura: Social Media Content ist ein anderes Thema, welches Du auf der Bühne angesprochen hast. Wie regelt Ihr das mit Social Media - ist das eher eine Last oder ein Vergnügen?
Dennis: Es kann lustig und kreativ sein. Was mich jedoch stört, sind die Leute, die scheinbar mehr Zeit damit verbringen, sich ein Following auf Social Media aufzubauen, anstelle zu üben und Songs zu schreiben. Wir sind da oldschool. In meiner Welt schreibst Du Lieder, gehst auf Tour und bildest Dir eine Fanbase. Nicht dadurch, 24/7 zugänglich und erreichbar zu sein. Wie auch immer, für mich ist das alles nicht so wichtig. Es ist ein guter Weg, um mit den Menschen, die Deine Musik mögen, in Kontakt zu bleiben und um unsere nächsten Schritte zu kommunizieren.
Laura: Gibt’s ein Lieblingsbild von der Tour?
Dennis: Tatsächlich - jemand schoss ein Bild von INVSN vor dem Gleis22 in Münster. Ich mag es, weil du auf den ersten Blick erkennst, wie gut wir alle miteinander befreundet sind, es lieben Musik zu machen und miteinander abzuhängen. Das ist der aller wichtigste Aspekt des Ganzen.
Laura: Um das Interview zu schließen - was war dein „Favourite thing to do“ auf der Tour?
Dennis: Es geht immer um die Shows, die Musik. Die Möglichkeit zu haben. aufzutreten, zu schwitzen, Spaß zu haben. Ich liebe es zu reisen und ich liebe es in Veggie-Restaurants und Plattenläden zu gehen - aber diese Stunde auf der Bühne - die ist die wahre Magie.
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Danke Laura und Dennis für dieses Interview! Die Live-Energie der Band könnt Ihr im neuen Video "Deconstruct Hits" bestaunen.