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Laura Carbone in New York City / Traveldiary

Wenn Laura Carbone reist, ist I’M SOUND dabei. Ihre neueste Reise führt die Musikerin in die USA und nach Kanada. In ihrem I’M SOUND Diary erzählt sie uns von ihrer Zeit in In New York, wo sie Inspiration sucht, alte Bekannte und neue Freunde trifft und natürlich ins Studio geht.
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Ich habe nicht damit gerechnet, so schnell wieder mit meiner Band und mit einem Künstler, dessen Vinyl ich mir während unserer gemeinsamen Tour habe widmen lassen, in den Staaten in einem Studio in Brooklyn zu sein – vor allem bei solch frühsommerlichen Temperaturen.

Zwar ist der Trip lange präsent, jedoch so vage und selbst mir etwas zu surreal, um mir diesen in meinen Kalender einzutragen, sodass ich dieses Mal zu überwältigt von der Realität bin, um mir ausführlich Gedanken um meine Einreise zu machen.

Meistens halte ich mein ausgedrucktes ESTA bereit, kenne die Adresse meines US-Zuhauses auswendig und bin vorher 3 Szenarios von harten Fragen durchgegangen, zu welchen ich vorgefertigte Antworten parat hätte. „When is your birthday?“ bleibt die einzige Frage, die mir gestellt wird, bevor ich den Stempel auf mein Einreiseblatt bekomme und mir ein schöner Trip gewünscht wird.

Unter pinken Blüten, grünen Blättern und stahlblauem Himmel verbringe ich die Tage zwischen Manhattan und Brooklyn, zwischen Sound und Erkundungen, jedoch immer umgeben von Musik.

Wir werden auf dem Union Square begrüßt von Zach, einem engen Freund meines Bassisten Brodie, der uns durch die Tage navigieren und entertainen wird. Es gibt Austern als Begrüßungssnack - Happy Hour 1$ / Stück, kann man machen -  danach ein bewusstes Umherstreunen zwischen den Straßen Manhattans. We „call it a night“ nach einem reichhaltigen italienischen Abendessen und ich schlafe voller Vorfreude auf das Kommende selig ein.

Wir frühstücken im Five Leaves in Brooklyn, wo ich mich nicht entscheiden kann, ob ich mich nach Frühstück (süß) oder Mittag (salzig) sehne und entscheide mich für Lachs aka Lax, der mich wie ein roseroter Faden durch die Tage begleiten wird. Wir werden Kip im „Grumpy Café“ treffen, welches, so wird mir später erzählt, aus der Serie „Girls“ bekannt ist, worüber sich die meisten Williamsburger nicht wirklich gefreut haben. Ob wir uns dort treffen, weil der Name so gut passt, es ein berühmter Ort ist oder es einfach neben Kip’s Proberaum ist bleibt unklar. Ich tippe aber auf 3.

Dann beginnt er, der kreative Tag, der entspannter nicht hätte sein können. Wir schreiben, reden, lachen viel, gehen kurz zum Deli und beginnen dann von vorne und beenden den Loop nach einigen Wiederholungen mit Feierabend Tacos und Margeritas „just around the corner“. Es gibt kaum einen Moment, der unbemerkt an mir vorbeizieht und so sauge ich jede Minute auf und genieße alles, treffe dann etwas tipsy meine Band in Manhattan im Park. Wir liegen auf dem Gras, berichten vom Tag, während die Stadt vor sich hinpulsiert. Der Blick nach oben ist gesäumt von Hochhäusern,  pinken Blüten und grünen Blättern.

Lax auf Bagel mit Iced Tea - mein neu entdecktes Lieblingsfrühstück in der Stadt, die ich als Margerita City abspeichern werde. Der Cinquo di Mayo wird also mit Lax eingeläutet und Tacos und Margerita beendet. Zwischen des Essens werden wir die Zeit im Studio in Brooklyn verbringen, aufnehmen, Rooftop-Pausen, weiter aufnehmen. Die Realität bleibt surreal und so belebend.

Die Nacht wird lang und ausgelassen und wir entscheiden uns gegen das Uber für 40$ von Brooklyn nach Manhattan und nehmen die U-Bahn nachts um zwei zurück. 40 Minuten, die mir wieder vor Augen führen, wie realitätsfremd unser Leben sein kann. Wir wechseln die Wagons mehrere Male, was während der Fahrt nicht das cleverste ist, aber es ist schmerzhaft auf vielen Ebenen so präsent und nah die Realität anderer Menschen zu sehen. Auch diese Eindrücke werden ständiger Begleiter der Tage in New York sein - ein „gentle Reminder“ wie viel Glück und Sicherheit uns umgibt und uns meistens schonungsvoll, wie ein Wattebausch, fremd von Realität hält.

Ich gewöhne mich schon fast an meinen temporären Alltag: Erwachen in Manhattan, ein erstes „Hammer“, sobald ich die Haustüre auf die Straße öffne, bevor es zur U-Bahn Richtung Studio geht. Mit Bagel und Kaffee in der Hand laufe ich zum letzten Tag im Studio - kaum daran gewöhnt, schon fast vorbei. Genau wie ich es liebe. Es wird ein kurzer, entspannter Studiotag und ich habe das erste Mal Zeit durch Williamsburg zu schlendern und Vintage Läden zu betreten. Passender Weise wird ein GAP Kleidchen aus den 90ern fortan bei mir wohnen - ein Schnäppchen und mein blumiges Souvenir des Trips. Ein weiteres Wunschszenario findet am Abend statt - Ausflug auf die Dachterrasse bei Nacht. Dass man Manhattan sehen würde, war mir klar, dass der Anblick so überwältigend sein wird, war sehr unvorhergesehen. Ich könnte Stunden verbringen und mich von den Lichtern der Stadt blenden lassen, jedoch folge ich dem Hunger und meinen Freunden nach Chinatown. Wir erleben Künstler in den U-Bahnen, zahlen gerne die „Kulturtaxe“ für diese. Auf dem Broadway erblicke ich den Sternenhimmel und frage mich, warum die Künstler unter diesem ihr Talent darbieten und nicht auf ihm. Der Abend wird lustig und kulinarisch explosiv und New York schafft es mit links einen ständig auf den Boden der Tatsachen zu halten.

Der nächtliche Spaziergang von Chinatown nach Little Italy ist getränkt von Dolce Vita und Bitterkeit, wird jedoch permanent weichgezeichnet durch gedimmte Beleuchtungen in Neon. Der Abend endet im Comedy Cellar, wo mir ein Platz in der „Front Row“ zugewiesen wird, es aber wie durch Zauberhand geschieht, dass ich die einzige bleibe, die nicht von einem der zahlreichen Comedians angesprochen werde. Gott. sei. Dank.

Unser letzter Tag in New York wird mein erster Off Day sein, ich sündige mit einem NY Pizza slice, laufe auf der Highline und genieße das umherwandern und mein Dasein als Tourist. Tacos, Margeritas und gute Nacht. 

Ich verlasse die Stadt, die pinken Blüten und grünen Blätter, die gelben Taxis, den von Hochhäusern getränkten Blick nach oben und den Frühsommer. Ich denke an die Einreise nach Toronto und entscheide mich für den gefütterten Parker, der mich persönlich an einen Holzfäller erinnert, um zum einen bereit für die Kälte zu sein und mich zum anderen vor zu vielen Fragen zu schützen.

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